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Warum unser Gehirn rechte Winkel und Symmetrie bevorzugt?

Die Mechanismen unserer Wahrnehmung ist das Thema was wir Ihnen heute vorstellen möchten. Kognitionswissenschaft, Neurobiologie und Psychologie versuchen Antworten auf die uns immer wieder interessierenden Fragen zu finden. Warum zieht genau dieses Objekt unsere Blicke auf sich? Sieht es schöner aus? Warum denken alle, dass es besser ist? Was genau ist dafür verantwortlich? Immanuel Kant behauptete, dass der Raum (neben der Zeit) eine Art angeborenes Wahrnehmungselement ist, das die Erkenntnis bestimmt.  Es ist wie eine Brille, durch die wir “Dinge selbst” betrachten. Es wundert daher nicht, dass die Symmetrie, die im Wesentlichen geometrisch besetzt ist, eine wichtige Rolle im Gehirn spielen kann.

Wahrnehmung der Form – wie nehmen wir Symmetrie wahr? 

Es ist weitgehend bekannt, dass unsere Wahrnehmung Mechanismen im Gehirn auf konkrete Formen und Symmetrie empfindlich reagieren. Vielleicht ist es so, da in der Natur Symmetrie sehr selten vorkommt. Als Beispiel können wir senkrecht gerichtete Elemente unserer Umgebung, die sog. “aufrechten” Objekte nehmen. Dies hat eine evolutionäre Begründung. Für unseren Vorfahren, die in der Savanne wohnhaft waren, stellte eine aufrechte und bewegende Form oft im schlimmsten Fall ein Raubtier und eine Bedrohung dar. Flora und die unbelebte Natur (außer hohen, einzelnen Bäumen, die sich jedoch kaum bewegten), stellte für die damaligen Menschen keine Gefahren dar. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir noch empfindlicher auf aufrechte Objekte reagieren. Vor allem Objekte, die sich bewegen. Sichtbar wir es im Unterschied zu Tieren, die andere Umgebung bewohnen und sensibel auf andere Formen reagieren. 

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Vereinfachtes Schema der visuellen Wahrnehmung – das vom Bild reflektierte Licht durchdringt die Pupille und trifft umgekehrt auf die Netzhaut. Erst in der Hirnrinde werden diese Informationen richtig verarbeitet.

Was die Wahrnehmung der Form selbst betrifft – eine der interessantesten Erfindungen für die David Hubel und Torsen Wiesel im Bereich der Medizin einen Nobelpreis erhielten, war die Informationsverarbeitung im Sehwahrnehmungssystem. Was verursacht also, dass das Bild, welches auf die Augen Netzhaut trifft, in der Gehirnrinde räumlich dargestellt wird? 

Anders gesagt, welche Neuronen im Gehirn aktiv werden, wird von der konkreten Form des Objektes bestimmt, welches unser Auge gerade betrachtet. Solche wissenschaftlichen Forschungen werden in der Psychologie verwendet. Vor allem in der Gestalttheorie wird die Gestalt als ein Element des ganzen Objektes und ihrer Organisation angesehen. Wir analysieren keine Details eines Objektes, sondern betrachten die Beziehung zwischen den Details zueinander. 

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Ein bekanntes Beispiel dafür, wie das Gehirn die Wahrnehmung je nach Form des Ganzen verändern kann – in den obigen Bildern seht man entweder zwei Köpfe oder eine Vase.

Im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Formen sind unter anderem Beleuchtung und Tiefenwahrnehmung sehr wichtig. Das Licht, das auf ein Objekt fällt, beleuchtet seine Oberfläche anderes, je nachdem welche Form dieses Objekt besitzt. Dank dem stereoskopischem, dem sog. zweiäugigen Sehvermögen, können wir die Tiefe wahrnehmen. 

Das alles wird dadurch ermöglicht, da wir ganz einfach zwei Augen besitzen, die zwar nah aneinander liegen aber genug weit entfernt sind, um ein anderes Bild in beiden Augen zu realisieren. Leichte Unterschiede in der Objektbetrachtung sehen wir unter einem anderen Winkel. Dabei fällt auf, dass sich zwei Objekte in unterschiedlicher Entfernung vom Betrachter befinden. Die zwei Aspekte – Licht und Tiefe – helfen die Formwahrnehmung besser zu verstehen. Wir sehen dadurch z.B., dass manche Elemente eines Objektes sich in unterschiedlicher Entfernung von uns und voneinander sind, und gleichzeitig anders beleuchtet, sehen wir wie Sie im Verhältnis zueinander angeordnet sind.  

Symmetrie und das gute Aussehen 

Während der Erforschung von Geheimnissen der menschlichen Schönheit, sind sich Wissenschaftler einig, dass die Symmetrie die wichtigste Hauptrolle hier erfüllt. Die körperlichen Eigenschaften, auf die Tiere bei der Partnerwahl aufmerksam werden, in der Tat, nie zufällig sind. Die evolutionäre Attraktivität der Symmetrie hat ihre Berechtigung. Nicht selten ist es, dass ein asymmetrisches Aussehen einer körperlichen und genetischen Fehlbildung zugeschrieben wird. So kommen wir zu einer umgekehrten Schlussfolgerung, dass das Gleichgewicht und das einheitliche Aussehen ein Zeichen für Gesundheit und gute Gene ist. 

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Der vitruvianische Mensch zeigt perfekt die Proportionen des menschlichen Körpers.

Die Bewertung anhand von Symmetrie ist bei Frauen etwas stärker, die evolutionär mehr auf die Partnerwahl gerichtet sind. Das Funktionieren dieses Mechanismus ist bis heute nicht ganz klar. T.J. Wade behauptet, dass es zweierlei funktionieren kann. Erstens durch direkte Bewertung der Asymmetrie anhand von unterbewusster Messung von Körperteilen oder Gesichtselementen. Zweitens durch eine Reaktion auf ein chemisches Signal, das von Männern kommt, wie z.B. Pheromone ausströmen. Forschungen beweisen, dass symmetrische Männer unbewusst einfach “besser” riechen ( Quelle: The Relationships between Symmetry and Attractiveness and Mating Relevant Decisions and Behavior: A Review/  T. Joel Wade/ Symmetry 2010, 2, )

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Die Schönheit wird nicht nur durch unsere biologischen Grundlagen bestimmt, sondern ist auch kulturell und sozial geprägt. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass Symmetrie ein wichtiger Faktor für die Attraktivität ist.

Wahrscheinlich ist die zweite Option der Wahrheit näher, da Frauen in der Lage sind den Grad einer Gesichtssymmetrie bestens zu bezeichnen auch wenn sie nur die Hälfte des Gesichts sehen. So geht man davon aus, dass es eine Vorgehensweise geben muss, die sich nicht nur auf visuelle Eigenschaften reagiert. Im Fall bei der Beurteilung von Frauen durch Männer spielt die Symmetrie auch eine oft “versteckte” Bedeutung. Die Symmetrie ist nicht nur für das Äußere Aussehen verantwortlich, sondern ist auch mit der Fruchtbarkeit einer Frau verbunden. Konkret spiegelt sie den Stand des Hormons Estradiol im weiblichen Körper wider. 

Symmetrie in der Architektur 

Wenn die Symmetrie so unheimlich ästhetisch auf uns wirkt, ist es nicht verwunderlich, dass allgemeine Schönheit vieler Gebäuden, schon seit der Antike genau auf ihr basiert. Die gilt sowohl für die architektonische Kunstwerke als auch für die einfachsten Bauelemente. 

Der wohl meist bekannte Beispiel des allgemeinen Gleichgewichts sind die ägyptischen Pyramiden, vor allem die wohl großartigsten Beispiele kommen aus der Stadt Gizeh. Sie weisen eine unheimliche, fast unvorstellbare Symmetrie auf. Zum Beispiel die große Pyramide von Gizeh – ihre mathematische Grundfläche ist ein fast perfektes Quadrat. Die Unterschiede der Seitenlängen sind nur auf ein paar Zentimeter zurückzuführen. (Der Größte Unterschied sehen wir zwischen der Südlichen und der westlichen Seite. Dort beträgt der Längenunterschied 20 cm). Die Cheops Pyramide steht in Bezug auf die Weltrichtungen absurd präzise, mit einer Genauigkeit von ein paar Bogenminuten. Solche Präzision ist eine einzigartige Leistung bis in die fortgeschrittene Neuzeit.

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Die Pyramiden von Gizeh sind ein perfektes Beispiel dafür, was die antiken Menschen in Bezug auf symmetrische Formen erreichen konnten.

Im Gegenteil zu dem klassischen und symmetrischen Architekturstil steht der moderne Jugendstil. Der Jugendstil zeichnet sich vor allem durch verschwommene Konturen, gewellte Linien, Inspirationen aus der Pflanzen- und der Naturwelt, sowie durch die Asymmetrie. Der beschriebene Still war in der letzten Dekade des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts sehr populär. Die wohl berühmtesten Gebäuden dieses Zeitalters sind die Bürgerhäuser von Antonio Gaudi aus Barcelona. 

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Casa Batlló ist ein perfektes Beispiel für den Jugendstil in der Architektur – keine geraden Linien, keine klaren Konturen – kurz gesagt, Gaudis Prachtwerk.

Symmetrie in der Inneneinrichtung 

Auch im Fall von einer Anordnung von verschiedenen Sachen in einem Raum ist Symmetrie perfekt, um die Schönheit zu bestimmen. Eine gleichmäßige Möbelanordnung, eine bestimmte Nachhaltigkeit oder ein Stil-Gleichgewicht kann sogar ein Dekoration Laie erkennen. Wahrscheinlich wirkt das Symmetrie Gefühl nicht nur auf unser Aussehen, sondern ist auch bei Innenraumeinrichtung sehr nützlich. Aber wie funktioniert es in diesem Fall? Als erstes kann es das Gefühl der Gemütlichkeit und die Sicherheit, die jemand verspürt, wenn man sich in einem symmetrisch eingerichteten Raum befindet.

Rechte Winkel, gerade Formen und eben symmetrische Flächen sind charakteristisch für Räume, die durch Menschen eingerichtet wurden. Im Gegenteil zur wilden Natur, gelten Orte, die durch Menschenhand eingerichtet wurden, unbewusst als sehr sicher. Auf der anderen Seite sind wir uns bewusst wie das Gleichgewicht und das richtige Größenverhältnis geschaffen werden muss – wir sehen es in menschlichen Körpern, bei manchen Tier- oder Pflanzenarten. Weiterhin wird Symmetrie ganz einfach vom Verstand leichter angenommen. Oft reicht es die Hälfte eines Objektes zu betrachten, um zu wissen was auf der anderen Hälfte zu sehen ist. 

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Symmetrie kann auch mit Hilfe von Natur erreicht werden. Hier als Beispiel eine mittelalterliche Brücke in Frankreich.

Wie erzielt man das Gleichgewicht während einer Raumeinrichtung? 

Als erstes sollten wir vor allem den zentralen Punkt eines Raumes bestimmen, oder mindestens eine Stelle im Raum festlegen, auf die beim Hineingehen direkt der Blick gerichtet wird. Rund um diesen Zentralpunkt, sollte die Möbel Einplanung beginnen – so sollten z.B. massive und große Möbel sich auf beiden Seiten dieser Stelle befinden und nicht nur eine Seite dominieren. Wir können auch selbst den Punkt unseres Raumes festlegen, wo alle Blicke beim Reingehen direkt drauf fallen. Diese Funktion erfüllen perfekt solche Gegenstände wie Kaminofen und große Raumdekos oder architektonische Details. Gut ist es auch, die für das menschliche Auge komfortable Größenverhältnis zu bewahren z.B. 3:5 oder 2:3. In diesem Zusammenhang sollte man z.B. Wandbilder und andere Dekorationen in ⅔ der Wandhöhe hängen.

Vergessen wir aber nicht, dass das Gefühl der Symmetrie oder des Gleichgewichts in einem Raum einen direkten Eindruck machen sollte. Man könnte sogar sagen es sollte sich auf den ersten Blick durchsetzen. Dies ist natürlich alles subjektiv zu betrachten, denn manchmal kann auch eine gezielte Asymmetrie sehr attraktiv sein.  

Möbelsymmetrie

Das Gleichgewicht und richtige Raumverhältnisse können mit Hilfe von passenden Möbeln und Gegenständen erzielt werden. Es geht hier vor allem um rechte Winkel und das unterstreichen von senkrechten und waagerechten Linien. Solchen Zweck erfüllen z.B. Regale, die meistens vor allem aus waagerechten Regalbrettern entstehen.

Einem modernen Trend zu Folge ist es Gegenstände zu nutzen, die dem Anschein nach nicht dazu bestimmt sind, wie z.B. Holzkisten. Sie verleihen dem Raum oft einen industriellen und rustikalen Charakter. Sie können als einzelne Wandregale dienen oder verbunden als ein richtiges großes Stehregal oder Schrank. Eine industrielle Einrichtung kann aber nicht alleine als Träger der Symmetrie dienen, da es oft Metall verwendet wird, der an Fabrikräume erinnert, in denen es doch kein Platz für unnützliche Dekorationen gab. Deshalb verwendet man als industrielle Dekorationen heutzutage einfache Wandregale aus Metall und Gegenstände die ganz einfach im Alltag verwendet werden, wie z.B. Handtuchständer.

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Holzkisten besitzen viele senkrechte Linien – nicht nur an den Ecken, sondern auch am Boden und an den Wänden.

Das Bad ist auch ein idealer Raum für gerade Formen und Symmetrie. Zurzeit trifft man in solchen Räumen auf Möbel und Gegenstände mit abgerundeten Kanten und Formen. Dies setzt einfach die Funktion eines Bades voraus. Jedoch werden in modernen Badezimmern rechte Winkel und gerade schlichte Formen sowohl wegen ihrer Ästhetik als auch praktische Anwendung immer populärer. Als Beispiel kann man hier traditionelle Duschkabinen nennen, durch bodenebene Walk in Duschen ersetzt wurden. Hier wird oft ein befliesbares Duschelement verwendet, der bodeneben und entsprechend profiliert unter die Fliesen so montiert wird, damit das Wasser direkt in den Wand- Linien- oder Zentralablauf fließt. So bekommt man rechte Winkel (Duschkabine, wenn überhaupt eingebaut, hat meistens eine quadratische Form) und senkrechte, gerade Wände.

Gibt es überhaupt eine ideale Symmetrie? 

Da viele Gegenstände auf den ersten Blick symmetrische erscheinen sind diese in der Tat sehr unterschiedlich. Unsere linke Hand ist nicht direkt eine Widerspiegelung der rechten Hand. Genauso ist es mit unserer rechten und linken Gehirnhälfte. Heutzutage können wir sowohl das Wissen über die Symmetrie nutzen als auch mit der Ästhetik der Asymmetrie spielen. Die Forschungen über die menschliche Wahrnehmung von Formen werden in vielen Bereichen wie z.B. Medizin oder Marketing genutzt. Die Symmetrie selbst ist nur ein geometrisches Konzept, wird aber oft zur Inspiration in der Architektur und Inneneinrichtung. Um es richtig zu nutzen braucht man kein Spezialist zu sein, da jeder von uns ein gewisses Gefühl für das Gleichgewicht und Balance besitzt, das den Räumen einen angenehmen Eindruck von Ästhetik vermittelt.

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